Ricordi-Archiv mit Crowdsourcing-Projekt und „Medea“-Reprint

Schätze aus 200 Jahren italienischer Operngeschichte lagern in dem zu Bertelsmann gehörenden Ricordi-Archiv in Mailand – und noch immer gibt es spannende Details zu entschlüsseln. Im Rahmen der digitalen Culture@Bertelsmann-Reihe präsentiert das Archiv im Frühsommer ein Crowdsourcing-Projekt, das weltweit auf große Resonanz stößt: Rund 3.500 meist handschriftlich verfasste historische Geschäftsbriefe der Casa Ricordi werden nach einem Aufruf des Archivs von Musikliebhaberinnen und Musikliebhabern aus aller Welt transkribiert, um sie für die Forschung zu erschließen. Zu den weiteren Onlineaktivitäten zählen die Übertragung von Live-Mitschnitten seltener Opern, die Bertelsmann in den vergangenen Jahren zusammen mit der Berliner Operngruppe im Konzerthaus Berlin präsentiert hatte, und der Start einer weitreichenden Kooperation mit der Wikimedia Foundation Italy.

Vinyl-Fans können sich zudem über exklusive Reprints der ersten Ricordi-Schallplatte von 1958 freuen: Cherubinis Oper „Medea“. Die ikonische Einspielung des Orchesters des Teatro alla Scala unter Tullio Serafin mit Maria Callas in der Titelrolle wird in einem Gemeinschaftsprojekt von Bertelsmann, Ricordi-Archiv und Sonopress neu aufgelegt und ab Juli in streng limitierter Auflage verkauft.

Historische Geschäftsbriefe im Ricordi-Archiv.
Ensemble und Orchester unter der Leitung von Dirigent Felix Krieger.

Opernaufführung in Berlin: viel Beifall für „Iris“

Dem Ricordi-Archiv ist die einzige große Publikumsveranstaltung von Culture@Bertelsmann im Jahr 2020 gewidmet: Zu Jahresbeginn, noch vor Ausbreitung des Coronavirus, führt die Berliner Operngruppe im Konzerthaus am Gendarmenmarkt Pietro Mascagnis Oper „Iris“ auf. Nach zwei Verdi-Opern und einer von Puccini wird damit erneut eine selten gespielte Oper aus dem Mailänder Archiv gezeigt. Es ist die erste Aufführung der Oper in Deutschland seit gut 100 Jahren und sie wird von den Zuschauerinnen und Zuschauern mit minutenlangem Beifall und Jubel belohnt. Im Anschluss lädt Bertelsmann die Solistinnen und Solisten und ausgewählte Gäste zu einem Empfang in der Berliner Repräsentanz.

UFA Filmnächte begeistern Stummfilmfans im Netz

Das Stummfilmfestival UFA Filmnächte findet 2020 erstmals ausschließlich im Netz und nicht mit tausenden Gästen auf der Berliner Museumsinsel statt. Es steht damit im Jahr seines zehnten Jubiläums nicht nur den Berlinerinnen und Berlinern, sondern Stummfilmfans in aller Welt offen. Und die klicken rein: Per Livestream werden Fritz Langs technisch weitsichtiges Meisterwerk „Frau im Mond“ (1929), der halbdokumentarische Stummfilm „Menschen am Sonntag“ von Robert Siodmak, Edgar G. Ulmer und Billy Wilder (1929/1930) und Lotte Reinigers „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ (1926), der erste abendfüllende Animationsfilm der Geschichte, gezeigt. Die Musik zu den Filmen steuern Star-DJ Jeff Mills, der Chill-out-Pionier Raphaël Marionneau und das Ensemble Trioglyzerin bei – und lassen dabei fast vergessen, dass der Open-Air-Flair des Festivals diesmal fehlt.

eUFA Filmnächte Digital
“Frau im Mond”/© Deutsche Kinemathek.
Campino stellt sein Buch „Hope Street“ vor.
Anne Weber spricht über ihren Roman „Annette, ein Heldinnenepos“.

Das Blaue Sofa sendet zur Frankfurter Buchmesse aus Berlin

Im Buchmesse-Monat Oktober dreht sich alles um Literatur – auch wenn die Corona-Pandemie das Frankfurter Messegeschehen 2020 stark einschränkt. Das Blaue Sofa reagiert darauf mit einem neuen, hybriden Konzept: Die Partner Bertelsmann, ZDF, Deutschlandfunk Kultur und 3sat bauen das wohl bekannteste Möbel des deutschen Literaturbetriebs kurzerhand in der Berliner Bertelsmann-Repräsentanz auf. Sie empfangen dort unter Wahrung strenger Hygienevorschriften mehr als 60 Autorinnen und Autoren, die auf #DasBlaueSofaDigital ihre aktuellen Bücher vorstellen. Die Gespräche werden drei Tage lang vom ZDF jeweils live übertragen und sind danach unter zdfkultur.de und das-blaue-sofa.de abrufbar. Sie werden allein in den ersten Wochen 250.000 Mal aufgerufen. Die beteiligten Verlage ziehen ein durchweg positives Fazit. „Das war wie eine Frankfurter Buchmesse im Kleinformat“, fasst ein Vertreter des Siedler-Verlags die Stimmung zusammen.

eMitschnitte "Das Blaue Sofa"

Chatten mit dem Lesepublikum

Ein direkter Austausch zwischen jenen, die Bücher schreiben, und jenen, die diese Bücher begeistert lesen, wird in Zeiten von Masken und Abstandsgebot zur Mangelware. Am Rande des Blauen Sofas in Berlin bietet Bertelsmann den geladenen Gästen daher die Möglichkeit, nach dem Sofa-Talk noch auf den Facebook-Kanal des Konzerns zu wechseln. Dort können sie sich den Fragen ihrer Fans stellen. Prominente Autorinnen und Autoren wie Christian Berkel, Campino, Richard David Precht, Düzen Tekkal und die aktuelle Buchpreisträgerin Anne Weber nutzen die Gelegenheit und geraten ins Schwärmen. „Ein sehr gutes Format, das trifft einen Nerv“, freut sich etwa Christian Berkel, der zuvor sein Buch „Ada“ präsentiert hatte. Auch Düzen Tekkal, Autorin von „#GermanDream“, empfindet den Austausch als „intensiv und emotional“. Zehntausende Abrufe zeigen, dass auch das Publikum auf seine Kosten gekommen ist.

Interview mit Richard David Precht Interview mit Düzen Tekkal
Düzen Tekkal im Facebook-Chat.
Philosoph Richard David Precht.